Epilog

Es ist einer der ersten Frühlingstage, kurz nach Beltane. Die Sonne scheint auf die Waldlichtung, nahe an Fays Haus. Hier haben sich Hexen und Zauberer versammelt, um den Seelenbund zwischen ihr und Dorn zu feiern. Alle sind sie gekommen. Sämtliche Mitglieder der Dark Crow, die Black Wolves mit ihrer neuen Alpha Ella, die Heilerinnen und Heiler der Katakomben und natürlich Ila und Cael. Sogar Cree und ihr Hüter Gavril sind da. Dies vor allem, weil es Ila sein wird, die das Ritual zur Seelenverbindung leitet. Das ist Fays und Dorns Wunsch gewesen und sie sind sehr glücklich, dass Cree diesem entsprochen hat.

Fays Herz hüpft aufgeregt und ihr Puls beschleunigt sich, als sie den Kreis betritt. Sie trägt ein grünes Samtkleid, das mit silbernen Applikationen bestickt ist. Ihr langes rotes Haar fällt offen über ihren Rücken. Im darauf thronenden Efeukranz leuchten kleinblütige Sonnenblumen. Fay hat keine Ahnung, wie Ila es geschafft hat, diese zu erzeugen. Sie findet sie einfach wunderschön. Es ist auch Ila, deren schmale Hand Fay umklammert, während sie Fay nun in die Mitte des Kreises führt, den die Menge gebildet hat. Dort wartet Dorn umringt von seinen Kriegern. Fay fühlt den Boden kaum, auch wenn sie barfuß ist. Ein Umstand, der niemanden erstaunt. Die wenigsten Hexen und Zauberer tragen bei Ritualen Schuhe. Es ist Dorns Blick, der Fay schweben lässt. Dieser eine Blick, der ihr alles sagt. Ila, die in diesem Augenblick ihre Zeugin ist, bleibt mit ihr zusammen vor Dorn stehen. Staunend betrachtet Fay den Zauberer vor ihr. Für sie ist er in diesem Moment einfach atemberaubend schön. Über seinem blütenweißen Hemd trägt er eine dunkelgrüne mit Silberfäden durchwirkte Weste. Sein schwarzer Gehrock lässt seine Schultern noch breiter wirken. Die schwarze Lederhose betont seine langen muskulösen Beine. Beim Anblick der Hose muss Fay lächeln. Ein bisschen Krieger muss dann eben doch sein. An Dorns Hals erkennt Fay denselben grünen Edelstein, welchen auch sie trägt. «Smaragd ist Teil eurer Verbindung», hat Ila erklärt, als sie ihr die Kette umgelegt hat. «Dorian Delay, bist du bereit, die Seelenverbindung mit Fay Morigon einzugehen?», fragt Ila nun. «Ich bin es», erwidert der Gefragte. Kay, Dorns Stellvertreter und in diesem Moment sein Zeuge tritt vor und fragt. «Fay Morigon, bist du bereit, die Seelenverbindung mit Dorian Delay einzugehen?» Ihren Blick fest auf Dorn gerichtet antwortet Fay: «Ich bin es.» Daraufhin treten Ila und Kay als Zeugen zurück. Dorn und Fay fassen sich an den Händen. Die Hexen und Zauberer schließen den Kreis enger um sie. Aus der Ferne ist eine Klaviermelodie zu hören, ein Cello stimmt mit ein. Die Musik vermittelt eine große Ruhe und gleichzeitig ist sie so intensiv, dass sie jeden der Anwesenden sofort einnimmt.

Ila, die direkt vor dem Paar steht, legt den Kopf in den Nacken und singt:

«Diese Verbindung wurde geboren von der Sonne, aus dem Grün der Luft.

Sie ist das grüne Feuer

Euch schenkt sie die Zukunft, Entwicklung und Wachstum,

Euren Liebsten ist sie Hoffnung und Stabilität.»

Die Smaragde an Fays und Dorns Hals leuchten auf. Es scheint, als würden sie sich erkennen. Ila sieht es und singt weiter:

«Möget ihr leben, im Zeichen des Efeus,

in Liebe und Treue, bis in alle Ewigkeit.

Möge eure Verbindung stark sein,

wie die Wurzeln der Hedera Helix»

Das Leuchten der Smaragde verstärkt sich, wird zu Licht. Es ist grünes Licht. Es formt sich zu einer Efeuranke, die sich sanft um Dorn und Fay schlingt. Wärme erfasst sie. Und ebenso die Gewissheit, dass alles gut ist. Mit strahlendem Lächeln blickt Fay zu ihm auf. Dorn zieht sie an sich heran, sie schmiegt sich an seine Brust.

«Im grünen Licht werden sie vereint,

das Herz des Kriegers und der Heilerin,

Sie bringen sich gegenseitig Erneuerung

und sind sich ab heute Gleichgewicht und Klarheit.»

Das grüne Licht wird noch einmal stärker, hüllt die beiden Liebenden vollkommen ein. Sie scheinen in einer Säule aus diesem Licht zu stehen. Ilas Gesang endet. «Es ist vollbracht», schließt Ila das Ritual ab. Cree, die Ila bei ihrer ersten Seelenverbindung, die sie wirkt, begleitet, nickt zufrieden. «Es ist eine gute Verbindung.» Das grüne Licht hält Dorn und Fay noch fest. Es ist ihr eigenes Verbindungslicht, in dem sie stehen. Dorn schiebt seine Hände in ihre Haare und küsst sie. Alles, was er ihr zu geben hat, legt er in diesen Kuss. Seine Liebe, seine Kraft, sein Begehren. Fay erwidert diesen Kuss, mit ihrer Leidenschaft, ihrem Wissen und der tiefen Liebe zu diesem Mann. Von weit hören sie die Jubelrufe der Anwesenden. Das Fest wird beginnen, sobald sich ihrer beider Verbindungslicht in sie zurückgezogen hat. Diese Minuten gehören noch ihnen ganz allein. «Meine Hexe», flüstert Dorn in ihrem Geist. «Mein Krieger», erwidert sie in seinem. Die Bindung ist da. Stark und fest. 

© by Patricia Tschannen, 2024