Kapitel 25

Bild: Yentl Fasel
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Der Versammlungsraum ist brechend voll. Alles was bei den Black Wolves Rang und Namen hat, ist Caels Aufruf gefolgt. In Ilas Bauch grummelt es, als sie die Erwartung und Neugierde des Clans spürt. Ihr erster Impuls ist es, zurück zu weichen. So wie sie es immer getan hat. Doch dann erinnert sie sich daran, was sie bereits von Cree gelernt hat. Also atmet sie durch, lässt die fremden Emotionen durch sich hindurchfließen und hebt selbstbewusst den Blick. Cael, der ihre Veränderung wahrgenommen hat, drückt ihre Hand und lächelt sie an. Unzählige Male haben sie beide über das, was er jetzt tun wird diskutiert. Jetzt ist es soweit und Cael innerlich so ruhig und gefestigt wie noch nie. Stolz, durch und durch Alpha tritt er vor seinen Clan. «Einige von euch ahnen, was jetzt kommt, andere werden überrascht sein. Leben ist Veränderung. Nicht immer haben wir es in der Hand. Nicht immer werden wir gefragt. Wir müssen annehmen, was das Leben uns gibt. Manches ist einfach Schicksal. Die Hexe, die mit mir vor euch steht, ist mein Schicksal. Sie verfügt über die Gabe der Seelenheilung. Eine seltene und überaus wertvolle Magie. Meine Bestimmung ist es, ihr Hüter zu sein. Dies bedeutet auch für den Clan Veränderung. Ich werde Ende dieser Saison mein Amt als Alpha der Black Wolves niederlegen. Wie es das Gesetz vorschreibt, werde ich in der letzten Kampfnacht meinen Nachfolger nominieren. Dieser wird die Geschicke des Clans ein Jahr lang führen. Nach diesem Jahr werdet ihr entscheiden, ob ihr ihn wählt oder nicht. Der Nominierte hat keine Wahl, er muss die Nomination annehmen, es ist sein Schicksal, es zumindest zu versuchen.» Im Raum ist gespannte Stimmung. Wird Cael die Nomination bereits jetzt aussprechen? Es wäre dann noch inoffiziell. Gültig wird die Nomination erst, wenn sie in der Cumbatsidat gemacht wird. Stille breitet sich aus. Wer wird es sein? Logisch wäre Caels Stellvertreter Kyle oder sein Zwillingsbruder Björn. Doch beide haben schon mehrmals geäußert, dass sie niemals Alpha werden möchten. Vielleicht einer der jungen Krieger mit Führungspotential? In Ilas Bauch flattert es. Ihr ist bewusst, was jetzt kommt, ist für alle absolut unerwartet. «Ich nominiere Gabriella Pardill, genannt Ella.» Erstauntes Luftschnappen, dem aufgeregtes Gemurmel folgt. «Warum sie?», fragt Kyle. In seiner Stimme ist kein Vorwurf, sondern aufrichtiges Interesse. «Wer es schafft, die Hexen der Cumbatsidat zu vereinen, um einer der Ihren beizustehen, und wer einen aufgebrachten, kampfbereiten Clan besänftigen kann, ist ein wahrer Alpha», erklärt Cael ruhig. Nun sucht er die Nominierte selbst. Sie sitzt ganz hinten an einem Tisch, blickt fassungslos ins Leere. «Mir ist klar, wieviel ich von dir verlange, Ella. Doch ich bin absolut sicher , dass dies dein Schicksal ist.» 

Bild:Shotshop
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Ein Ruck geht durch die kleine Hexe mit dem wilden blonden Haaren. Sie steht auf und geht festen Schrittes nach vorne. Selbstsicher und stolz stellt sie sich vor den Clan. «Ich werde alles tun, um meine Bestimmung zu erfüllen. Ob ein Jahr oder länger, ist nicht nur meine Entscheidung. In einem Jahr werde ich euch eines fragen: Wer geht mit mir? Und jeder einzelne muss dann die Antwort wissen.» Ihre Stimme ist fest und klar. Kyle ist der Erste, der aufspringt und seine Cousine umarmt. «Ich gehe mit dir.» Ihm folgen Björn und sämtliche Hexen der Black Wolves. Cael drückt Ilas Hand, sie beide blicken sich an. Ila kann Caels Erleichterung nicht nur in seinen Augen sehen, sondern sie deutlich fühlen. Der Grundstein für die Zukunft der Black Wolves ist gelegt. Jetzt können sie sich um ihr Leben kümmern. Für Ila gehört da auch das Verhältnis zwischen Cael und Dorn dazu. Sie und Fay haben beschlossen, dass die Zeit gekommen ist, dass die beiden Feinde aufeinander zugehen. Keiner der beiden ist davon begeistert. Aber die Frauen sind unnachgiebig.  

«Er ist ein Schisser!», brummt Cael missmutig. Finster blickt er auf die verschlossene Tür. Er hat Dorn Unterschlupf und Schutz gewährt, als dieser verletzlich war. Das hat er aber nur für Ila getan. Dass er jetzt diesem Mistvieh von Alpha der Dark Crow die Hand zur Versöhnung reichen soll, passt ihm gar nicht. «Er ist mein Bruder. Und da du schon bald kein Alpha mehr bist und die Cumbatsidat verlässt, gibt es für eure Feindschaft keinen Grund mehr», berichtigt Ila. «Das heißt noch lange nicht, dass ich ihn deshalb mögen muss!», schimpft Cael leise vor sich hin. «Nein, das heißt es nicht. Aber ihr könntet ja anfangen euch wie zivilisierte Wesen zu benehmen.»

«Er ist ein Pisser!», grollt Dorn, der gerade dabei ist, sich fertig anzuziehen. Er und Fay werden heute den Wolfsturm verlassen. Dorns Heilung ist abgeschlossen. Unwillig verdreht Fay die Augen. «Er ist der Hüter deiner Schwester und hat dir das Leben gerettet. Außerdem verlässt er die Cumbatsidat. Für eure Feindschaft besteht also kein Grund mehr», erklärt sie geduldig. Sie und Ila haben in den letzten Tagen alles daran gesetzt dieses Zusammentreffen zu erreichen. Es soll der Anfang sein, für Frieden zwischen den beiden Clans. Auch wenn die Verhandlungen mit Ella geführt werden müssen. Dorn war einigermaßen erstaunt, als Ila ihm berichtete, dass Cael eine Hexe als Alpha nominiert hat. Aber der Pisser war schon immer für eine Überraschung gut. Allerdings muss er zugeben, dass Ella tatsächlich fähig sein könnte. Das würde er jedoch niemals laut sagen. «Wenn ich es tue, bleibst du dann bei mir?», will Dorn wissen. Genervt seufzt Fay auf. «Ich bleibe ja bei dir, auch wenn ich nicht bei dir wohnen will.» Dorn ist wirklich wieder der Alte. Besitzergreifend und stur wie eh und je. Von Liebe will er nach wie vor nicht sprechen, versteht ebenfalls nicht, warum Fay zurück in ihr Haus will. Die letzten Tage waren kräftezehrend und sehr aufregend. Ihr ganzes Leben ist einfach so auf den Kopf gestellt worden. Fay sehnt sich danach, sich zurück zu ziehen und zur Ruhe zu kommen. Aber dieser Sturkopf kann das natürlich nicht nachvollziehen.

Die Tür öffnet sich und Dorn und Cael stehen sich gegenüber. Zwei Krieger, die sich bis vor wenigen Tagen bis aufs Blut bekämpft haben. Es ist das erste Mal, dass sie nicht sofort aufeinander los gehen. Langsam kommt Cael auf ihn zu. «Wie ich sehe, hast du dich gut erholt», meint er und schluckt den ‘Schisser’ im letzten Moment herunter. Er muss sich jetzt wohl abgewöhnen, Dorn bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu beleidigen. Dorn rümpft zuerst die Nase. Als Fay ihm den Ellbogen in die Seite rammt hustet er. «Ich danke dir für deine Hilfe und den Schutz, den du mir gewährt hast», sagt Dorn schließlich. Und das meint er tatsächlich ernst. Auch ihm ist klar, dass er ohne diese unerwartete Unterstützung nicht überlebt hätte. Cael nickt nur. Er ist sich bewusst, wieviel Überwindung Dorn dieser Dank gekostet hat. Diese Tatsache fordert seinen Respekt. Dann wendet sich Dorn Ila zu. «Bis bald kleine Schwester.» Ila löst sich von Cael und umarmt ihren großen Bruder. So groß es ist, so klein ist die Geste. Gleichzeitig strecken sich Dorn und Cael die Hand hin. Als sich ihre Hände berühren, breitet sich eine Ahnung von Frieden im Zimmer aus. Ilas und Fays Blicke treffen sich. Es ist also möglich. Dankbar öffnet Fay das Portal, welches sie und Dorn in seine Villa bringen wird. Dort will Fay noch ihre Sachen zusammenpacken, bevor sie selbst nach Hause geht. Noch einmal umarmt sie ihre Freundin Ila und verabschiedet sich von Cael. Dann fasst sie Dorns Hand und springt mit ihm ins Portal. Kurz bevor sie die Villa erreichen, reißt Dorn sie in seine Arme, greift ihren Hintern und zwingt sie ihre Beine um seine Hüften zu schlingen. Kaum gelandet, wird sie auch schon von ihm an die Wand gepresst. «Dorn, was soll…» weiter kommt sie nicht, denn Dorn schiebt seine hungrige Zunge in ihren Mund. Er umspielt die ihre, lockt sie und lässt dennoch keinen Zweifel an seiner Dominanz. Bereits nach Sekunden ist Fays Widerstand geschmolzen. Nur tief brennendes Begehren bleibt zurück. Dorn entledigt sie ihrer Kleidung. Mit den Fingern reizt er ihre Nippel, was Lavaströme durch ihren Körper fließen lässt. Als er mit der Zunge über ihren aufgerichteten Nippel leckt, diesen schließlich in den Mund nimmt und daran saugt, glaubt Fay explodieren zu müssen. Es ist zu lange her, dass sie ihn gehabt hat. Und jetzt entlädt sich die Sehnsucht, der Schmerz und Begierde explosionsartig. Dorn hebt den Kopf und blickt sie an. «Bleibst du heute bei mir, meine Hexe?» Sofort regt sich ihr Widerstand. «Dorn, ich habe dir gesagt, dass…» Da schiebt Dorn seinen Finger in ihre nasse Grotte. Ihre inneren Muskeln packen zu und sie stöhnt leise auf. «Ein Nein, lass ich nicht gelten, meine Hexe», knurrt er. Quälend langsam bewegt er seinen Finger. Schon bald windet sich Fay und verlangt nach mehr. «Du weißt, was ich hören will.» Er grinst, im Wissen, dass sie schon bald aufgeben wird. «Du verdammter Mistkerl!», schimpft sie. Und obwohl sie glaubt, vor Sehnsucht bald sterben zu müssen, weigert sie sich weiter, ihm zu geben, was er haben will. Dorn zieht seinen Finger aus ihr heraus, dreht sich mit ihr in den Armen herum und legt sie auf das Sideboard neben ihnen. Aufreizend lässt er seine Finger über ihre Schamlippen gleiten, teilt diese und reibt dann ihre Klitoris. «Komm schon, Fay. Stopp mich und geh! Kannst du das?» Seine Bewegungen werden härter, aber nicht schneller. Damit führt er Fay an den Rand eines Orgasmus, jedoch nicht darüber hinweg. Unruhig windet sie sich unter ihm, nicht fähig irgendetwas anderes zu denken oder zu tun. «Dorn, bitte!», wimmert sie. Fragend legt er den Kopf schräg. «Bitte, was?» Sie gräbt ihre Nägel in seine Oberarme, ein Schmerz, der ihn lustvoll aufstöhnen lässt. «Fick mich endlich du Idiot!», kreischt sie frustriert, da er sie immer noch ausschließlich mit seinen Fingern verwöhnt. Dorn bringt seinen Schwanz an ihren Eingang, reibt ihn an ihrer empfindsamen Mitte, dringt jedoch nicht in sie ein. «Du willst also, dass ich dich ficke. Weißt du meine Hexe, genau das habe ich vor. Ich will es dir besorgen, wieder und wieder. Bis du zu erschöpft bist, mich heute zu verlassen. Und wenn du wieder aufwachst, werde ich dasselbe nochmal tun. Was ist meine Hexe, wirst du mich lassen? Denn wenn nicht, solltest du genau jetzt gehen.» Fay bäumt sich unter ihm auf und beißt ihn fest in den Hals. Dorn lacht auf, denn ihm ist klar, dass er gewonnen hat. Mit einem einzigen heftigen Stoß versenkt er sich in ihr. Ihrer beider Schreie erfüllen das Haus. Endlich sind sie da, wo sie sein sollen. Der erste Orgasmus lässt nicht lange auf sich warten. Und noch während die Wellen der Lust durch Fay hindurch schwappen, trägt Dorn sie ins Schlafzimmer. Dort legt er sie auf sein Bett und bringt sie nur mit der Zunge erneut zur höchsten Ekstase. Es ist tiefste Nacht als Dorn ein letztes Mal tief befriedigt über Fay zusammenbricht. «Willst du das jetzt immer so machen?», fragt sie schläfrig. «Wenn es der einzige Weg ist, dich bei mir zu behalten, ja», erwidert er entschlossen. «Könnte anstrengend werden», murmelt sie, während ihr bereits die Augen zufallen. Dorn dreht sie auf den Bauch und begräbt sie unter seinem riesigen Körper. «Ich habe keine Ahnung, wie das hier weiter geht, meine Hexe. Aber ich werde alles tun, damit du bei mir bleibst», flüstert er in die Nacht. Fay hört ihn nicht mehr, sie ist bereits friedlich eingeschlafen. 

Foto: Eve Kohler
Foto: Eve Kohler

Die letzte Kampfnacht kommt und Fay ist immer noch in Dorns Villa. Er hat es tatsächlich geschafft, Fay daran zu hindern, ihn zu verlassen. Fay redet sich den Mund fusselig, um ihn davon zu überzeugen, dass sie ja nur ein wenig Abstand möchte, um sich selbst klar zu werden, wie es mit ihnen weiter gehen soll. Noch einmal kann sie ihn nicht aufgeben. Doch kann sie damit leben, dass es vor allem die körperliche Anziehungskraft ist, welche sie verbindet? Diese Anziehungskraft, die ihr in den letzten Tagen so atemberaubenden Sex beschert hat und die sie weiter bei ihm in der Villa hat bleiben lassen. Zwischen ihnen ist weit mehr als das, dessen ist sich Fay gewiss. Tief in seinem Innersten weiß Dorn dies auch. Aber wird er es jemals zulassen? Wird er jemals zulassen, dass sich ihre Seelen ebenso tief verbinden, wie ihre Körper? Und wenn nicht, wird sie damit leben können? Diese letzte Frage ist es, die Fay unbedingt für sich selbst klären muss. Doch bisher hat sie keine Möglichkeit dazu gehabt. Aber heute, nach der letzten Kampfnacht wird sie nicht noch einmal nachgeben. Sie wird die Cumbatsidat ohne Dorn verlassen und in ihr Haus an den Waldrand zurückkehren. Wenigstens diesen Tag muss er ihr gewähren. Das hat sie ihm mit aller Deutlichkeit zu verstehen gegeben, bevor sie ihren Dienst in den Katakomben angetreten hat. Und so wie es scheint, hat er dies auch begriffen.

Kämpfe werden in dieser Nacht kaum mehr ausgetragen. Die Alphas haben so etwas das letzte Wort. Sie verpflichten ihre Krieger für die nächste Saison. Diese leisten ihre Treueschwüre gegenüber ihrem Alpha. In den Katakomben ist in dieser Nacht meist nicht viel los. So ist es Tradition geworden, dass alle Heilerinnen und Heiler der Katakomben die Reden über den Bildschirm verfolgen. Fay hat ein großes Buffet mit Häppchen organisiert, das sie gemeinsam genießen können. Im Kühlschrank steht süßer Sekt bereit. Wenn alles vorbei ist, sie also nicht mehr Dienst haben, werden sie gemeinsam auf diese ereignisreiche Saison anstoßen. Dann wird auch Ila dabei sein. Jetzt gerade steht diese neben Cael im Ring, während der Alpha zwar die Krieger verpflichtet, dann aber Ella als Alpha nominiert. Alle Krieger leisten daraufhin ihren Treueschwur Ella. «Sie sieht glücklich aus», meint Lee und weist auf Ila. Fay nickt. Noch nie hat sie Ila so leuchten sehen, wie jetzt gerade. Die Black Wolves verlassen den Ring und überlassen den Platz den Dark Crow. Groß, trainiert wie eh und je und mit einer unermesslich wirkenden Kraft erfüllt Dorns Präsenz die Cumbatsidat bis in den letzten Winkel. Niemand würde glauben, wie nahe er erst vor wenigen Wochen dem Tod gewesen ist. Wie alle anderen Alphas vor ihm verpflichtet auch Dorn seine Krieger. Widerspruchslos leisten sie ihm die Treueschwüre. Dann wird es noch einmal still in der Cumbatsidat, als Dorn seine Stimme erhebt. «Der feige Angriff auf mich ist in unser aller Gedächtnis geblieben. Und ich richte meine Worte nun direkt an diese schwarzgewandeten Hunde: eines sollt ihr wissen, ihr gottverdammten Hosenscheisser: Ich werde nicht ruhen, bis ich euch zur Strecke gebracht habe. Jeden einzelnen von euch. Dorn Delay vergisst niemals. Und deshalb werde ich auch nicht vergessen, dass es die Black Wolves waren, die mir Schutz gewährten, als ich ihn am dringendsten brauchte. So erbiete ich der Alpha Ella meinen Gruß und meinen Respekt. Wir sollten über die Beziehungen unserer Clans sprechen. Ich kann nicht versprechen, dass wir euch nicht mehr in den Arsch treten, doch ich denke es sollte ausschließlich im Ring sein.» Ella, die am Rand des Rings steht, hebt würdevoll die Hand zum Gruß. Damit signalisiert auch sie ihre Bereitschaft zum Frieden. Dorn erwidert diese Geste und wendet sich dann Cael und Ila zu. «Cael Vandorra, mach meine Schwester glücklich! Ich kann nicht sagen, ob wir uns jemals gut verstehen werden. Ila behauptet ja, das läge daran, dass wir uns so ähnlich seien. Jedenfalls hast du meinen Respekt dafür, dass du den Clan aufgibst, um Ila ihre Bestimmung leben zu lassen.» Cael und Ila heben ebenfalls die Hand zum Gruß. Und kurz leuchtet das Paar weiß schillernd auf. Ihre Seelenbindung ist auch ohne Verbindungsritual bereits so stark, dass jeder sie sehen kann. Dorn räuspert sich, wendet sich dann von dem Paar ab und sucht die Kamera. In den Katakomben stockt Fay der Atem, als Dorns Gesicht in Großformat auf dem Bildschirm erscheint. «Nun zu etwas Persönlichem. In dieser Saison ist eine Hexe in mein Leben getreten. Eigentlich habe ich sie hineingerissen. Es ist die talentierteste, eigensinnigste und widerspenstigste Hexe, die mir jemals begegnet ist. Ich hätte auch nicht geglaubt, dass sie alles ist, was ich jemals haben will. Doch es ist so. Fay Morigon, ich kann dir nicht versprechen, dass ich jemals etwas anderes sein werde, als ein kontrollsüchtiger dominanter Mistkerl. Doch ich sage dir hier vor Zeugen: Ich liebe dich mit jeder Faser meines Körpers und meiner Seele.» Der aufbrandende Beifall lässt ihn verstummen. Noch immer starrt er in die Kamera, im Wissen, dass sie ihn unten in den Katakomben sieht und hört. Fay selbst steht wie vom Donner gerührt da. Er hat es tatsächlich gesagt. Lee tritt an sie heran und öffnet vor ihr ein Portal. «Der Magier ist gerade dabei dir einen Antrag zu machen. Findest du nicht, du solltest ihm da gegenüberstehen?» Mit einem sanften Schubs befördert er Fay hinein. Und dann steht Fay dem großen blonden Krieger gegenüber, der sie mit seinen dunkelbraunen Augen ansieht, wie er sie noch nie angesehen hat. Voller Liebe und Ehrfurcht. Fay erwartet, dass er sie jetzt in die Arme reißt und küsst. Stattdessen fasst Dorn sie bei den Händen und geht vor ihr auf die Knie. Fay bleibt das Herz stehen. Sein Blick hält den ihren fest, als er spricht: «Fay Morigon, Erste Heilerin der Katakomben, meine Hexe, ich Dorian Delay, genannt Dorn, bitte dich um die Ehre, unsere Seelen in Liebe zu vereinen. Soll es so sein?» Tränen laufen ihr über die Wangen, als sie leise antwortet: «Es soll so sein.» Ein strahlendes Lachen erhellt Dorns sonst so harten Gesichtszüge. Glücklich schlingt er seine Arme um sie und hebt sie hoch. «Meine Hexe», flüstert Dorn, bevor er ihren Mund mit einem leidenschaftlichen Kuss verschließt. Um sie herum explodiert der Jubel. Sie spürt Ilas Umarmung in ihrem Geist, sowie die Worte: «Ich freue mich so für euch beide!» Unten in den Katakomben lässt das Freudengeschrei die Wände erzittern und die Dark Crow beglückwünschen ihren Alpha. «Willst du immer noch so dringend in dein Haus im Wald?», fragt Dorn nach einer Weile. Weiterhin hält er Fay fest an sich gedrückt. Fay lehnt sich lächelnd an ihn. «Ja, weil es mein Zuhause ist. Aber vielleicht möchtest du ja mitkommen.» Seine Antwort ist ein langer verheißungsvoller Kuss.

 

©by Patricia Tschannen, 2024

Bild:Shotshop
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