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Kapitel 11

Bild: Yentl Fasel
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Sie hat nach Hause gewollt. Nach wenigen Stunden im Tiefschlaf hat sich Ila wieder erholt. Und obwohl es Fay lieber gewesen wäre, wenn Ila die Nacht bei ihr verbracht hätte, hat sie Ila schließlich gewähren lassen. Natürlich nicht, ohne sie zu ermahnen, sich noch zu schonen und den von ihr gebrauten Feramufor die nächsten 10 Tage einzunehmen. Nun sitzt Ila hinter dem Haus in ihrem bequemen Sessel. Es ist kalt. Doch das stört Ila nicht. Sie hat sich in mehrere Decken eingewickelt. Gerade jetzt kann sie nicht im Haus sein. Nicht nach dieser Nacht. Da wartet sie lieber hier draußen auf den Tag und auf Cael. Dass er kommen wird, dessen ist Ila sich gewiss. Es ist bloß die Frage, wann. Da er den Meistertitel gewonnen hat, wird er noch eine Weile mit Feiern beschäftigt sein. Ila hofft, möglichst lange.

Sie fürchtet die Konfrontation mit ihm. Cael ist so unglaublich wütend gewesen. Das weiß Ila, auch wenn sie seine Emotionen nur ganz kurz gespürt hat. Eigentlich ist es nur ein Bruchteil einer Sekunde gewesen. Aber sein Blick, den er ihr zugeworfen hat, ist eindeutig gewesen. Und auch die Art und Weise, wie er gegen Rafe gekämpft hat, so vernichtend, lässt keinen Zweifel daran, wovon er sich hat leiten lassen. Das hat ihr Angst gemacht. Er hat ihr Angst gemacht. Die Feindschaft zwischen den Clans ist nicht der alleinige Grund für seine Brutalität in diesem Kampf gewesen. Ihre Anwesenheit am Ring, zu sehen, dass sie ihrem Clan zur Seite steht, hat ihn rasend gemacht. Ila kann ihn verstehen. Er hat gewusst, dass sie Rafes Schmerz fühlen wird. Das ist Bedingung, um heilen zu können. Schmerz, den Cael ausgelöst hat. Und doch hat Ila es nicht ändern können. Sie hat ihrem Clan diesen Dienst nicht verweigern können.

Bild:Shotshop
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Etwa zwei Meter vor ihr manifestiert sich der Mann, den sie gerade am meisten fürchtet. Groß, dunkel, intensiv und geheimnisvoll. Der Krieger, der er noch vor ein paar Stunden gewesen ist, hat dem Magier Platz gemacht. Auf Ila wirkt er so zwar weniger bedrohlich, aber noch immer sehr mächtig. Die Angst, welche Ila gerade noch gequält hat, verschwindet. Tiefes Vertrauen breitet sich stattdessen in ihr aus. Es ist Ila nicht klar, woher es kommt und sie fragt auch nicht. Sie weiß einfach, dass sie ihm vertrauen kann. In schlafwandlerischer Langsamkeit geht Ila zu ihm. Noch immer trägt sie die Robe, welche sie auch in der Arena getragen hat. Ihre Haare fallen in offenen Wellen auf ihren Rücken. Wortlos zieht Cael sie in sein Arme, umschlingt diesen zierlichen Körper. Dann krallt er seine Finger in ihre Haarflut und küsst sie. Das tut er mit einer solchen Sanftheit, dass Ila die Tränen kommen. Es fühlt sich an, als ob Cael sich bei ihr entschuldigen wollte. Als wollte er Ila um Verzeihung bitten, für den Schmerz, den er ihr durch Rafe zugefügt hat. Doch das muss er nicht tun, sie hat sich dem schließlich freiwillig ausgesetzt. Mit einem verächtlichen Schnauben entfernt er die Robe von ihrem Körper, hebt sie auf seine Arme und trägt sie in ihr Schlafzimmer. Cael muss sie spüren. Jetzt. Er muss jeden Zentimeter ihres Köpers fühlen und berühren. Nur so kann er sich vergewissern, dass sie die Solidaservet unbeschadet überstanden hat. Er ist wütend gewesen, als er realisiert hat, was sie tut. Im Kampf hat er genau diese Wut kultiviert und Kraft daraus geschöpft. Unerträglich ist es gewesen, dass Ila, die ihm gehört, sich das für einen seiner Feinde antut. Deshalb hat er die Kontrolle verloren. In diesem Augenblick ist er bereit gewesen, zu töten. Nachdem der Kampf zu Ende war, hat sich die Wut verwandelt, in Sorge, in Angst. Angst, um die Hexe, die ihm alles bedeutet. So unglaublich das klingen mag, es ist die reine Wahrheit.

Mit seinen Händen, seinen Lippen, seiner Zunge nimmt er ihren Körper in Besitz. Spürt ihre ureigene Reaktion auf ihn. Alles in Ila sehnt sich nach ihm, Cael Vandorra. Er nimmt sie in Besitz, wie schon so oft. Und doch ist alles anders. Sie wissen es beide, doch keiner spricht es aus. Mit langsamen und intensiven Stößen bringt er sie zum Höhepunkt. Cael schaut ihr zu, wie sie langsam wieder in die Wirklichkeit zurückkehrt. Sein Blick ist unglaublich intensiv und Ila kann ihn nicht deuten. «Nie wieder Ila, hörst du. Nie wieder darfst du dir und mir so etwas antun. Ich ertrage schon den Gedanken kaum, dass du in den Katakomben einen anderen Magier anfasst, seine Gefühle in dich aufnimmst und für ihn das Licht der Heilung erzeugst. Aber eine Solidaservet geht gar nicht. Ich kann nicht garantieren, dass ich das nächste Mal nicht tatsächlich töte», eröffnet er ihr mit tödlicher Ruhe. «Ich bin, was ich bin, Cael. Ich kann meinen Clan nicht im Stich lassen», versucht sie ihm begreiflich zu machen. «Eine Solidaservet ist Frevel an der Heilerin. Ich verstehe nicht, wie du dir selbst so etwas antun kannst. Noch weniger verstehe ich, dass sie überhaupt noch erlaubt ist. Niemals wieder werde ich das ertragen!», wendet er erregt ein. Ila schüttelt den Kopf. «Das ist nicht deine Entscheidung. Die Cumbatsidat erlaubt die Solidaservet, und auch wenn Fay sie gerne verbieten würde, bleibt diese Entscheidung den Heilern vorbehalten.» Caels Finger verkrallen sich in Ilas Haare. Er zieht ihr Gesicht an seines heran und knurrt: «Du gehörst mir. Du gehörst an meine Seite. Wenn du das nicht einsehen kannst, werde ich eine Lösung für dieses Problem finden. Allerdings glaube ich nicht, dass dir diese gefallen wird.» Ila weiß, er sagt die Wahrheit. So wie er es immer tut

Bild:Shotshop
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Feramufor ist ein Dreikräutertrank. Auf der Basis von Liebe verleiht er Kraft und Stärke. Was ihn zu einem äußerst effektiven Mittel zur Regeneration macht. Gestern hat Fay ihre letzten Vorräte Feramufor an Ila abgegeben. Deshalb steht Fay am Abend nach dem großen Meisterkampf in ihrer Küche und reinigt und zerkleinert die dazu benötigten Arnikawurzeln. Den Sud aus Salbei, welcher für die Liebe steht und somit die Grundlage des Trankes ist, hat sie bereits fertig gestellt.

Die letzte Nacht ist lang gewesen. Nach dem äußerst spektakulären Meisterkampf ist es in der gesamten Cumbatsidat zu mehreren Scharmützeln gekommen. Überall wo Dark Crows auf Black Wolves getroffen sind, hat es geknallt. Und das nicht zu knapp. Fay und ihre Crew haben bis in die frühen Morgenstunden kleinere und größere Verletzungen geheilt. Eigentlich hätte Fay heute einfach im Bett bleiben können. Feramufor ist zwar sehr wirkungsvoll, jedoch kein Trank, den sie unbedingt immer vorrätig haben muss. Doch Fay ist schon nach wenigen Stunden erwacht. Unruhe ist da. Fay weiß, diese gehört nicht ihr. Es ist das Universum, welches in Aufruhr ist. Umbrüche kündigen sich an. Sich dagegen aufzulehnen, hat keinen Sinn. Was geschehen muss, wird geschehen. Als Heilerin hat sie gelernt, solche Energien zu akzeptieren und, so gut es geht, zu nutzen. Feramufor ist ein kraftvoller Trank. Deshalb ist jetzt ein idealer Zeitpunkt, ihn zu brauen.

Fay liebt diese Arbeit. Anders als in den Katakomben ist sie hier ganz allein. Um sie herum ist es still. Obwohl es Winter und kalt ist, hat Fay ein Fenster geöffnet. So kann sie die Geräusche des nahen Waldes und der Nacht hören. Das offene Feuer unter dem Kupferkessel gibt ausreichend Wärme ab. Außerdem hat sie das große Wolltuch um die Schulter geschlungen. Im ganzen Haus riecht es gerade nach Salbei. Der starke Geruch wandelt sich, als Fay die zerkleinerten Arnikawurzeln sowie nochmals Wasser hinzufügt. Er wird lieblicher, sanfter. Behutsam rührt Fay die Mischung um. Noch hat die Flüssigkeit eine dunkle leicht grünliche Farbe. Aber sobald sie die zerriebenen Johanniskrautblüten dazu mischt, wird der Trank bläulich werden. Eine Wandlung, die Fay stets fasziniert. Als es im Kessel allzu stark zu kochen beginnt, dämmt Fay das Feuer ein. Überkocht dieses Gebräu, hat sie eine ganz üble Schweinerei in der Küche. Also wendet sie sich den bereitliegenden gelben Blüten zu. Diese zu zerreiben, ist eine ganz schöne Arbeit. Die Blüten sind recht zäh und können nicht einfach mit dem Mörser zerrieben werden. Jede einzelne muss von Hand zu feinem Staub verarbeitet werden. Da die Blüten abfärben, hat Fay nach Beendigung der Arbeit rote Finger. Sie findet das jedoch nicht weiter störend, als Hexe hat sie diese schließlich blitzschnell gesäubert. Vorsichtig gibt sie nun dem Trank unter ständigem Umrühren das Johanniskraut bei. Es zischt leise, Rauch steigt auf, der von Rot über Violett zu Blau wechselt. Auch der Trank verfärbt sich wie gewünscht in eine klare, bläulich schimmernde Flüssigkeit. Zufrieden lächelnd löscht Fay das Feuer unter dem Kessel, um den Trank abkühlen und ruhen zu lassen. Morgen wird sie ihn noch absieben und Weißwein hinzufügen. Dieser hat zwar keine große Wirkung, macht den Trank jedoch harmonischer und auch geschmackvoller. Fay nimmt immer süßen Weißwein, auch wenn sich die Männer darüber beklagen. Einige nennen den Feramufor deshalb auch «Frauentrank». Das ist Fay jedoch egal. Sie ist es, die Feramufor braut, also muss er auch ihr schmecken. Zufrieden beginnt sie, ihre Küche aufzuräumen. Sie hegt die leise Hoffnung, nun doch noch etwas schlafen zu können.

Ein Ziehen in ihrem Bauch lässt Fay in ihrer Arbeit innehalten. Sofort sind alle ihre Sinne geweckt. Der Tod erhebt sein Haupt. Es ist eines ihrer Clanmitglieder, das gerade jetzt in Lebensgefahr ist. Sie schärft ihre Intuition und sucht nach der Seele, die sich vom irdischen Körper zu lösen droht. Noch bevor sie einen Ansatz dazu hat, wer es ist, öffnet sich vor ihr ein Portal. Fay ergreift die daraus erscheinende suchende Hand und springt in Sekundenschnelle hindurch. Es überrascht sie nicht, dass sie auf dem Boden der Trainingshalle im Zentrum landet. Sie hat Dorns Hand sofort erkannt. Doch sie beachtet ihn gar nicht. Fay ist bereits auf den am Boden liegenden Rafe konzentriert. Bewusstlos und kalkweiß liegt er da. Blitzschnell verbindet sie sich mit seinem Geist und übernimmt seinen Atem. Fay ist nicht so talentiert im Halten wie Ayla, doch jede Heilerin kann auch das. Mit aller ihr zur Verfügung stehenden Macht, umklammert Fay Rafes flatternde Seele und behält sie so in seinem Körper. Rafes Lebenskraft schwindet in rasendem Tempo, was auf eine innere Blutung hinweist. «Mach das Portal auf, ich nehme ihn zu mir.» Es ist ein knapper Befehl und normalerweise würde Dorn sich so etwas nicht gefallen lassen. Doch auch er hat kapiert, was Sache ist und tut, was Fay ihm geheißen hat. Dorn hilft ihr auch, Rafe durch das Portal zu sich zu bringen. Bei den Dark Crow heißt Fays Heim nur das Nest. Schon oft hat sie Verletzte oder Kranke hier über mehrere Tage beherbergt und behandelt. In einem der dafür vorgesehenen Zimmer, die sich alle im oberen Stockwerk befinden, entzündet Fay nun die bereitstehenden Heilkerzen. Der Duft von weißem Salbei und Lavendel erfüllt den Raum. Dann holt sie eine grüne gestrickte Decke und bedeckt den bereits zitternden Rafe damit. Mit einem tiefen Atemzug versetzt sich Fay in den Körper des Schwerverletzten. Es ist nicht Fays Absicht, die Verletzung genau zu erkennen, nur die Richtung. Für eine exakte Diagnostik fehlt ihr die Zeit. Sie muss so schnell wie möglich mit der Heilung beginnen. Es fühlt sich an wie ein absoluter Rückzug in sich selbst, als Fay ihre Heilkraft mobilisiert, um dann mit einem langen Ausatmen diese in Rafes Körper zu leiten. Zuerst schimmert Fay nur silbern, was dann aber zu einem Leuchten wird, bis sie beinahe nur noch Licht zu sein scheint. In ihrem Geist fühlt Fay, wie Rafes Geist zu flackern beginnt. Ein Lebenszeichen. Noch einmal leitet sie einen Strom heilendes Licht in ihn und dann fühlt sie, wie Rafes Seele sich nun aus eigenen Stücken an ihr festhält. «Ich brauche 6-Kräuter-Tinktur und saubere Tücher. Im Schrank neben der Spüle findest du beides», weist sie Dorn an. Auch diesmal hinterfragt Dorn die Anweisung nicht, sondern bringt Fay was sie braucht. Er fügt sich in seine Rolle als Assistent. In ihrer wohlgeordneten Küche findet Dorn rasch, was sie ihm aufgetragen hat. Als er das Zimmer in dem Rafe liegt wieder betritt, hat Fay bereits einen weiteren Schub heilenden Lichtes in ihn geleitet. «Er hätte gestern schon in die Katakomben kommen sollen», murmelt sie. Es ist nicht ihre Absicht Dorn Vorwürfe zu machen. Die macht er sich schon selbst. Er hat Rafe nach dem Kampf nur kurz gesehen. Rafe selbst hat gemeint, dass er sich von selbst wieder erholen würde. Er hat sich auf seine Selbstheilungskräfte verlassen, die zugegebenermaßen bei ihm sehr ausgeprägt sind. Dorn hat deshalb auch nicht weiter nachgefragt und seinen Krieger gewähren lassen. Die Enttäuschung über die Niederlage ist bei beiden so groß gewesen, dass sie einfach ihre Ruhe haben wollten, um sich davon zu erholen. Kämpfen ist nun einmal so. Wenn man verliert, geht es darum, wieder aufzustehen und weiter zu machen. Deshalb ist Rafe heute auch bereits wieder im Training erschienen. Zugegeben, er ist so blass gewesen, dass es sogar Dorn aufgefallen ist. Sonst hat jedoch nichts darauf hingewiesen, dass er verletzt sein könnte. Wird ihrer beider Unbekümmertheit Rafe nun das Leben kosten? Dorn legt die Hand auf Fays Schulter und blickt sie fragend an. Ihr ist klar, was er von ihr wissen will. «Ich werde alles dafür tun», erwidert sie nur. «Ich bleibe bei euch.» Obwohl er wahrscheinlich nichts für sie beide tun kann, will Dorn weder ihn noch sie jetzt allein lassen.

Die Nacht wird lang. Über Stunden wechselt Fay mit Umschlägen und heilendem Licht ab. So kann sie die akute Blutung tatsächlich stoppen. Nun muss sich Rafe vom Blutverlust erholen. Geduldig flößt Fay ihm Sangsuir ein. Jenen Trank, der es Hexen und Zauberern ermöglicht, rasch neues Blut zu bilden. Dorn bleibt die ganze Nacht über bei ihr. Er ist voller Bewunderung für die Heilerin. Noch nie hat er so etwas aus nächster Nähe mitbekommen. Bisher hatte er keine Ahnung gehabt, was Heilerinnen wirklich können. Und noch weniger ist ihm bewusst gewesen, was sie leisten. Allerdings kommt er sich auch ein bisschen blöd vor, da er keinen blassen Schimmer hat, wie er Fay, die zusehends erschöpft ist, helfen kann. Es überrascht Dorn selbst, wie groß sein Wunsch tatsächlich ist, sie zu unterstützen. Fay spürt sein Unbehagen und sucht in seinem Geist nach einer Erklärung. Sofort stößt er sie wieder hinaus. «Lass das!», knurrt er unwillig. Doch Fay grinst nur. «Was ist so schlimm daran, wenn ich weiß, dass du mir helfen willst?», fragt sie. Dorn blickt sie nur finster an. Bevor er jedoch etwas erwidern kann, zieht Fay ihn aus dem Zimmer. Sie hat Rafe in einen tiefen heilenden Schlaf fallen lassen. Mehr kann sie nicht für ihn tun. Der Rest ist seine eigene Aufgabe.

Fay nimmt den noch immer missmutigen Dorn an der Hand und zieht ihn in ihr Schlafzimmer. Dorn ist doch einigermaßen überrascht, als er realisiert, wo er sich befindet. Das hat er nicht erwartet. «Du willst wissen, wie du mir helfen kannst. Ich sage es dir: Schlaf mit mir», fordert sie ihn auf. Noch nie, wirklich noch nie hat jemand es geschafft, ihn sprachlos zu machen. Aber natürlich gelingt dieser Hexe auch das. Mit offenem Mund starrt er sie an. Es dauert nur Sekunden und Dorn hat sich wieder im Griff. «Das kann nicht dein Ernst sein. Du bist völlig erschöpft.» Seine Stimme ist rau, was seine Überraschung noch mehr offenbart. «Eben darum», erklärt sie. «Versteh einer die Weiber. Meine Hexe, du weißt, dass ich mit niemandem schlafe, ich ficke, hart. Das hältst du in deinem Zustand niemals aus», blafft er sie an. «Sag du mir nicht, was ich aushalte und was nicht. Ich weiß, wie es ist, mit dir zusammen zu sein. Und das, was du mir gibst, ist genau das, was ich jetzt brauche. Mag sein, dass ich körperlich erschöpft bin, aber mein Geist und meine Seele sind so aufgewühlt, dass ich nicht einfach so zur Ruhe kommen werde. Und jetzt fick mich und wenn ich gekommen bin, will ich unter dir liegen bleiben.» Ohne noch einmal zu zögern, entledigt sich Dorn seiner Kleidung, hebt Fay hoch, die sofort ihre Beine um seine Taille schlingt. Übergangslos versenkt er sich in ihr. Sie ist tatsächlich bereit für ihn. Mehr als das, ihre Nässe heißt seinen harten Schwanz willkommen. Eng umschlungen fallen sie aufs Bett. Und hier gibt ihr Dorn, was sie braucht. Ihre Vereinigung hat auch jetzt nichts Sanftes. Es ist pure Kraft und reine Begierde. Mit harten schnellen Stößen versetzt er sie in höchste Ekstase. Fay braucht keinen Ritter auf einem weißen Pferd, auch keinen verständnisvollen Tröster nach einer so schwierigen Nacht wie dieser. Sie braucht einen Krieger, sie braucht ihn. Dorn beißt sich an ihrem Hals fest und genau in diesem Moment kommt Fay. Wie sie es von ihm verlangt hat, bleibt er auf ihr liegen. Unter ihm kommt Fay zur Ruhe und findet Frieden. Schon Sekunden später schläft sie ein. Dorn ist noch nie eine Hexe begegnet, die das von ihm wollte. Meist sind sie sehr schnell unter ihm hervorgekrochen. Nur diese verrückte rothaarige Hexe beklagt sich nicht über sein Gewicht oder darüber, dass er ihr wehtut. Stattdessen dreht sie sich auf den Bauch und kuschelt sich mit ihrem Rücken an ihn. Und auch wenn er sich eher die Zunge abbeißen würde, als dies zu zugeben: Es gefällt ihm, sie so nahe bei sich zu haben. Schon deshalb bleibt Dorn diese Nacht bei ihr.

Am nächsten Tag wacht er allerdings allein in Fays Bett auf. Noch während er sich zu orientieren und herauszufinden versucht, wieviel Uhr es denn zum Geier auch ist, hört Dorn sie leise kichern. Sofort fixiert er sie mit finsterem Blick. «Was gibt es zu lachen, meine Hexe?», will er wissen. Fay lehnt lässig im Türrahmen, nicht im Mindesten beeindruckt. «Ich habe mich gerade gefragt, wer von uns beiden gestern wohl erschöpfter war.» «Du natürlich. Meine Reserven sind unbegrenzt», prahlt Dorn. Sie hebt nur süffisant die Augenbrauen. «Ah ja. Aber ich habe nicht bis zum nächsten Abend geschlafen.» Ruckartig springt Dorn auf. «Was? Es ist schon Abend?» Er hat höchstens bis zum Mittag schlafen wollen. Das gibt es doch nicht, er, der Alpha der Dark Crow, hat verschlafen. Nun prustet Fay laut los. «Quatsch. Es ist 13.00 Uhr. Aber ich denke schon, dass es langsam Zeit ist, aufzustehen. Herr Siebenschläfer», neckt sie ihn weiter. «Na warte!» Ehe Fay überhaupt reagieren kann, ist Dorn bei ihr. Hat sie gepackt, aufs Bett geschleudert und ist in sie eingedrungen. Instinktiv schling sie ihre Beine um ihn, drängt sich an ihn. Fays Körper reagiert wie immer auf ihn, mit maßloser Begierde. Hitze breitet sich in ihr aus. Sie stöhnt an seinem Mund, ehe sie seiner drängenden Zunge Einlass gewährt. Dorn fasst sie am Becken. «Und jetzt Fay, zeige ich dir, was passiert, wenn du das Tier in mir reizt.» Mit diesen Worten hämmert Dorn in Fay hinein, was sie innert kurzer Zeit zu ihrem ersten Höhepunkt bringt. Sie tränkt ihn mit ihrer Nässe, während sie ihre Lust in Form seines Namens herausschreit. Äußerst zufrieden stellt Dorn fest, dass sie ihm wie selbstverständlich gibt, was er will. Und das bei jedem der Orgasmen, die er ihr dicht hintereinander beschert. Nachdem auch er mehr als befriedigt ist, liegen sie keuchend nebeneinander. Fay verbirgt ihr leises Lächeln vor ihm. Niemals würde sie zugeben, dass sie mit ihrer Provokation genau das, was geschehen ist, bezweckt hat. «Was ist mit Rafe?», fragt Dorn schließlich. «Er war kurz wach. Hat gegessen und getrunken. Jetzt schläft er wieder. Ich denke, er ist über den Berg, braucht aber noch eine Weile, bis er sich erholt hat.» Dorn ist erleichtert, das zu hören. Voller Elan springt Fay aus dem Bett. So langsam fragt Dorn sich ernsthaft, woher diese Hexe die Energie nimmt. «Willst du weiter schlafen oder heute noch etwas Sinnvolles tun?», fordert sie ihn ein weiteres Mal heraus. «Vorsicht meine Hexe! Wenn du nicht wieder so wund werden willst, dass du nicht mehr sitzen kannst, solltest du deine Zunge im Zaum halten!», warnt er sie. Fay spürt, wie das Begehren bereits wieder in ihr aufsteigt. Dieser verdammte Mistkerl bringt sie tatsächlich dazu, ihn schon wieder zu wollen. Sein diabolisches Grinsen sagt ihr, dass er genau das auch weiß. Unwillig schüttelt Fay den Kopf. «Auf jetzt, großer Krieger! Ich habe noch andere Dinge zu tun, als mich mit dir herumzuärgern!», erwidert sie und verlässt dann ihr Schlafzimmer. Dorn folgt ihr wenig später in die Küche. Fay streckt ihm eine Tasse mit Kaffee entgegen. Er nimmt ihn zwar, zieht Fay dennoch an sich und beißt sie kurz in den Hals. Wieder erschauert sie. Und ehe sie sich’s versieht saugt sich Dorn an ihrer empfindlichen Stelle, dem Übergang zwischen Hals und Schulter fest. Wieder einmal verpasst er ihr einen schön sichtbaren Knutschfleck. Aufgebracht stößt sie ihn von sich. Lachend lässt er sie wissen: «Das ist die Quittung für deine Provokationen, meine Hexe!» Noch ehe sie reagieren kann, hat er sich mitsamt seinem Kaffee demanifestiert. Dorn hat gehen müssen, denn irgendwie geht ihm diese Hexe mehr unter die Haut, als Frauen es sonst tun. Ein Gedanke, den er die restliche Woche geflissentlich zu ignorieren versucht.

 

©by Patricia Tschannen 2024

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